Kontinent: Amerika
Land: Kanada
Region/Destination: Ontario/Niagara Falls
Unsere Sommerreise durch die beiden Bundesstaaten Quebec und Ontario in Ostkanada führte uns auch zu den Niagarafällen. Dieses weltberühmte Naturschauspiel durften wir uns natürlich nicht
entgehen lassen. Ich hatte allerdings einige persönliche Vorbehalte : solche Hot Spots, an denen man zusammen mit tausenden von Touristen durch die verschiedenen Sight-Seeing-Stationen geschleust
wird, sind normalerweise nicht so mein Ding. Anyway - einmal im Leben sollte man an den Niagarafällen gewesen sein, sagte auch ich mir.
Als wir bei fantastischem Wetter das Mietauto auf einem der grossen Parkplätze abgestellt hatten und mit Handy und Fotokamera bewaffnet in Richtung Fluss marschierten, hörte man bereits das –
noch verhaltene – Tosen der Wasserfälle. Wenige Meter weiter standen wir dann bereits direkt davor. Wie nahe man als Fussgänger dem Fluss kommen kann, überraschte uns. Wenige Meter vor einem
stürzt sich der Niagara Fluss, der vom grossen Erie-See zum Lake Ontario fliesst, in die Tiefe. Mit etwas Geduld und ausgefahrenen Ellbogen ergatterten wir uns einen Platz direkt an der kleinen
Mauer vor dem gewaltigen Naturschauspiel. Offenbar fliesst etwa 20% des Weltwasserbedarfs über diese Klippen! Man schaut, staunt und fotografiert. Es fällt einem schwer, den Blick wieder
von den Fällen zu lösen. Die Sicht von der kanadischen Seite auf die „Horseshoe-Falls“ und auf die etwas kleineren Fälle auf der amerikanischen Seite ist einfach atemberaubend.
Da wir aber zwei Sight-Seeing-Tours gebucht hatten, mussten wir weiter. Wir liessen uns nach unten zu den Schiffsdoks schleusen und bestiegen das 14.00 Uhr Boot der Niagara-Cruises. Ausgerüstet
mit einer knallroten Regenpellerine, die ich im ersten Moment für überflüssigen Ballast hielt, ging es an Bord. Als das Schiff dann immer näher und näher an die kanadischen Fälle heranfuhr, hatte
auch ich den Regenschutz sehr schnell übergestreift. Unter der Gischt, die über die Reling geblasen wurde, blieb nichts trocken. Man wurde vom Niagara River abgeduscht. Dies und die fast etwas
angstein-flössende Nähe zum Wasserfall machte das Erlebnis absolut einmalig.
Zurück auf dem Plateau fuhren wir mit dem Bus zum Eingang des „White Water Trails“. Diesen Trail hatten wir vorschnell ebenfalls gebucht. Wie sich herausstellte, befand er sich einige hundert
Meter weiter Flussabwärts von den Wasserfällen entfernt. Man konnte den Stromschnellen des Niagara Flusses entlang gehen – nach den Erlebnissen bei den Fällen ein wenig spektakuläres
Programm, das wir nach 45 Minuten Wartezeit vor einem kleinen Lift schnell wieder beendet hatten und uns im Nachhinein gerne erspart hätten. Auf die Begehung der Fälle – man kann hinter den
Wasserfällen durchgehen – verzichteten wir dann aus zeitlichen Gründen. Auch das bereuten wir nachher, da wir von Anderen tolle Berichte hörten.
Wir verliessen mit einem letzten Blick auf die ewigen Niagara-Fälle diesen einmaligen, aber extrem touristischen Ort und steuerten das kleine, sehr hübsche Städtchen „Niagara on the Lake“ etwas
weiter nördlich beim Ontario-See an. Auf dem „Riverbend Inn“ - Weingut liessen wir uns kulinarisch verwöhnen und blieben für eine Nacht. Nach dem etwas hektischen, aber sehr erlebnisreichen Tag
genossen wir die Ruhe und die Aussicht auf die Rebberge und die grünen Wiesen.
Rainer Marty, Juli 2015